Das Richtfest
Lutz Hübner greift in „Das Richtfest“ ein konkretes gesellschaftliches Phänomen auf und verwandelt es in ein Stück: In diesem Fall das immer beliebtere gemeinsame Bauen von Häusern oder Wohnanlagen durch private Beteiligte, die sich auf diese Weise eine selbst gewählte Gemeinschaft innerhalb der Stadt schaffen, beziehungsweise Wohneigentum finanziell überhaupt erst leisten können. Hübner verbindet das Thema mit gezielt ausgewählten Dramenfiguren: Der gesprächige Professor und seine Frau, die für eine Stiftung die PR-Arbeit macht, die ältere und zunehmend wirre Ex-Kneipenwirtin, der junge Assistenzarzt mit seiner Frau, die Referendarin im Mutterschaftsurlaub ist, ein lesbisches Musikerpärchen sowie der naive Beamte, samt im Sozialbereich tätiger Ehefrau und deren Tochter, der wiederum der ambitionierte Architekt gut gefällt.
Das Thema des gemeinschaftlichen Wohnens, insbesondere auch im Alter, treibt viele Menschen um. Lutz Hübner beschreibt in seiner Komödie „Richtfest“ genau eine solche Baugemeinschaft. Dabei geht es um den Hausbau als gesellschaftliche Utopie des Zusammenlebens von verschiedenen Generationen und Lebensentwürfen. Doch was, wenn dieser Traum in Frage gestellt wird? Wenn Argwohn sich in die Zweckgemeinschaft einschleicht? Und plötzlich der „schnöde Mammon“ im Mittelpunkt steht? Wo bleibt dann die Solidarität?
Mit „Das Herz eines Boxers“, „Gretchen 89ff.“ oder „Die Firma dankt“ wurde Lutz Hübner, 1964 in Heilbronn geboren, zu einem der meistgespielten deutschen Gegenwartsautoren. 2015 kam sein Erfolgsstück „Frau Müller muss weg“ in der Verfilmung von Sönke Wortmann in die deutschen Kinos und erreichte über eine Million Zuschauer. Hübners Stücke sind in über ein Dutzend Sprachen übersetzt worden und werden auf der ganzen Welt gespielt.